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Sonderveröffentlichung

Haßberge

Geschichte mit viel Licht, aber auch Schatten

Mit vielen Türmchen und einem Wehrgang wurde die Zeiler Stadtmauer im 15. Jahrhundert errichtet. Dieser ist der letzte komplett erhaltene Turm der Stadtmauer. FOTO SABINE WEINBEER

Manch unangenehme Begebenheiten werden in der Fachwerkstadt nicht totgeschwiegen

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Von unserer Mitarbeiterin Sabine Weinbeer 

Stolze 1000 Jahre, das ist eine lange Zeit und deshalb nimmt sich Zeil auch ein ganzes Jahr, um diesem Jubiläum gerecht zu werden. Allerhand Höhepunkte gab es seitdem, unter anderem der 1000-Stimmen-Chor am Marktplatz mit dem anschließenden Musikfest in den offenen Höfen. Interessante Einblicke in sonst verschlossene Innenhöfe der Altstadt wird es auch beim bevorstehenden historischen Festwochenende geben.

Die Geschichte Zeils beginnt offiziell im Jahre 1018, als es erstmals urkundlich erwähnt wurde als „Zilin“. Damals handelte es sich wohl um eine kleine Siedlung mit Wirtschaftshof. Immer war Zeil ein Grenzort zwischen dem Hochstift Bamberg und dem Bistum Würzburg, oft ein Spielball der Mächtigen. So kam große Bedeutung, aber auch viel Leid nach Zeil. Die erste Kirche wurde um 14. Jahrhundert errichtet, 1361 wurde Zeil eigenständige Pfarrei. Wenig später, 1379 begann die Stadtwerdung Zeils. Dazu gehören verschiedene Schritte, etwa der Bau einer Stadtmauer, die ab 1420 entstand, ab 1425 wurde an der Schmachtenburg gebaut.

Das Dokumentationszentrum „Hexenturm“ spielt im Jubiläumsjahr eine ganz wichtige Rolle. Die abendliche Ansicht gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Veranstaltung „Zeil leuchtet“ Mitte September. FOTO SABINE WEINBEER
Das Dokumentationszentrum „Hexenturm“ spielt im Jubiläumsjahr eine ganz wichtige Rolle. Die abendliche Ansicht gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Veranstaltung „Zeil leuchtet“ Mitte September. 
FOTO SABINE WEINBEER
Reformation und Gegenreformation tobten in Zeil, traurige Bekanntheit bekam die Stadt durch die Hexenverfolgung von 1616 bis 1631. In den zahlreichen Türmen der Stadtmauer und im Stadtturm waren unschuldige Menschen eingekerkert, die Verbrennung der männlichen wie weiblichen „Hexen“ auf grausame Weise perfektioniert durch den Brennofen auf dem heutigen almillmö-Gelände. Diese dunklen Kapitel seiner Geschichte hat Zeil dank geschichtsbewusster Bürgerinnen und Bürger im Hexen-Dokumentationszentrum anschaulich aufgearbeitet. Sie werden auch bei einem weiteren Höhepunkt lebendig werden, der im September auf dem Programm steht: am 8. und 9. September wird es historische Stadtrundgänge mit szenischen Darstellungen geben, für die derzeit rund 60 Beteiligte intensiv proben.

Doch Zeil hat auch viele gute Zeiten gesehen. Die Fähigkeit, dunkle Kapitel zu bewältigen, hat die heute so schmucke Stadt mit ihrem großen Zusammenhalt in der Bevölkerung geformt. Dazu gehört auch die großartige Integrationsleistung nach dem Zweiten Weltkrieg. Rund 1000 Heimatvertriebene kamen nach Zeil. Die meisten blieben, integrierten sich vorbildlich und gestalteten fortan Stadtgeschichte aktiv mit. Auch hierzu gibt es im Stadtturm eine Dokumentation, den „Treffpunkt Heimat“.

Am neuen Kreisel begrüßt jetzt das Zeiler Stadtwappen in Sandstein die Gäste. FOTO SABINE WEINBEER
Am neuen Kreisel begrüßt jetzt das Zeiler Stadtwappen in Sandstein die Gäste. FOTO SABINE WEINBEER
Die „Alte Freyung“ hat eine bewegte Geschichte, heute ist das altehrwürdige Gebäude vorwiegend als Sitz der Brauerei Göller bekannt. Der Biergarten und der Göller-Saal sind legendär und präsentieren sich nach umfassender Renovierung als neuer Gästemagnet. Das Göllerbier ist ohnehin unumstritten beliebt – die traditionellen Rezepte ebenso wie die neuen Craftbiere, die die Göller-Söhne entwickeln.

Eine hervorragende Entwicklung haben auch die Zeiler Winzer genommen. Hier im Herzen des Abt-Degen-Weintals werden beste Weine ausgebaut und stimmungsvoll kredenzt – besonders spektakulär beim Zeiler Weinfest, das immer Anfang August tausende von Gästen anzieht. Hier, wo sich Wein und Bierfranken umarmen, kommt der Genießer auf jeden Fall auf seine Kosten.

Das ganze Jahr über feiern dieZeiler ihre 1000-jährige Geschichte.FOTO SABINE WEINBEER
Das ganze Jahr über feiern die
Zeiler ihre 1000-jährige Geschichte.
FOTO SABINE WEINBEER
Tradition und Moderne treffen sich in Zeil nicht nur in der Gastronomie, sondern auch im Gewerbe. Die Steinhauertradition wird hier nach wie vor hochgehalten, viele Handwerksbetriebe gibt es hier nach wie vor, aber auch ganz moderne Gewerbe.

Auch wirtschaftlich hat Zeil einen großen Strukturwandel überstehen müssen, ob durch den Schrumpfungs-Prozess des Milewski-Möbelwerkes oder die Schließung der Zuckerfabrik, früher Garanten sprudelnder Steuereinnahmen. So ist Zeil heute zwar nicht auf Rosen gebettet, aber Initiative und originelle Ideen helfen oftmals auch weiter – wenn auch die Zukunft des Hallenbades ohne Geld von außen nicht sehr rosig aussieht.

Was alles möglich ist, auch mit kleinem Budget, das zeigt das Jubiläumsjahr bis zu diesem Fest-Höhepunkt. Viele Zeiler haben sich mit enormem Engagement und Phantasie eingebracht, ein besonderer Geist hat um sich gegriffen und der soll auch am kommenden Wochenende greifbar werden.